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„Vintage DDR Foto schöne junge Frau im Bikini
Badeanzug Ostsee Strand Erotik Nude“

Bildtheoretische Überlegungen zum Verkauf privater Nacktfotos aus der DDR auf eBay


von Marie Egger


Abbildung 1: Unbekannt, Privatfotografie, ca. 1950-1964, 10 x 7 cm, Schwarz-Weiß-Fotografie

Abbildung 1: Unbekannt, Privatfotografie, ca. 1950-1964, 10 x 7 cm, Schwarz-Weiß-Fotografie.


Aus einer leichten Draufsicht richtet sich die Kamera hier amateurhaft auf zwei schlafende Menschen, ungeachtet dessen, dass dabei deren Füße vom Bildrand beschnitten werden und links das Bein einer weiteren Person zu erkennen ist. Der Perspektive nach könnte es sich um ein Kind am Auslöser oder um einen Schnappschuss aus dem Handgelenk einer erwachsenen Person handeln, wobei der Moment der Aufnahme durchaus willkürlich erscheint. Denn abgesehen davon, dass die abgelichtete Frau in den Sand greift, um ihn durch ihre Finger rieseln zu lassen, geschieht hier wenig. Das Foto hält einen Mittagsschlaf oder ein Sonnenbad am Strand im Urlaub fest (Abb. 1). Wie zahlreiche andere private Fotografien hat auch diese für Außenstehende vermutlich kaum Bedeutung, weil sie weder die Abgebildeten noch die fotografierende Person kennen. Zudem zeigt das Strandfoto ein typisches Motiv von Privatfotografien, die als schön empfundene Lebensereignisse wie Urlaube, Geburtstags-, Weihnachts- und Familienfeiern konservieren, und die von Familien und Freunden seit Jahrzehnten hergestellt und in Alben aufbewahrt werden.1 So hält dieses Bild, wie etliche andere private Fotografien, einen für viele Menschen seltenen und besonderen Moment fest: das Dösen am Strand im Urlaub. Denn gegenüber dem Alltäglichen ist dieser Ausdruck von Müßiggang etwas Außergewöhnliches.2

Abbildung 2: 27-faxen-27, Produktfoto für das Angebot "Vintage DDR Foto schöne junge Frau im Bikini Badeanzug Ostsee Strand Erotik Nude" mit der eBay-Produktnummer 30406103906E, Juli 2021 (Vorderseite)

Abbildung 2: 27-faxen-27, Produktfoto für das Angebot "Vintage DDR Foto schöne junge Frau im Bikini Badeanzug Ostsee Strand Erotik Nude" mit der eBay-Produktnummer 30406103906E, Juli 2021 (Vorderseite).


Kürzlich tauchte im Internet eine Fotografie des Strandfotos auf (Abb. 2). Es zeigt eine alte, gebogene Fotografie, die nicht plan auf einem Tisch aufliegt, sondern einen dunklen Schatten auf die Oberfläche unter sich wirft. Über dem dreidimensionalen Gegenstand, der die Spuren seines Alters und seiner eigenen Geschichte in Form von Flecken, Kratzern und Knicken trägt, liegt diagonal ein rotes Gummiband. Das dünne, labberige Band, genauso ein Alltagsgegenstand wie das private Strandfoto, ist weich und dehnbar und würde üblicherweise eher einen ganzen Stapel solcher Bilder zusammenzuhalten. Stattdessen schlängelt es sich lose über die linke untere Bildecke und kontrastiert mit der Haptik des Fotos. Es macht sie dadurch sinnlich erfahrbar, dass die meisten Betrachter:innen bereits wissen: Gummi fühlt sich anders an als eine Papierfotografie. Damit betont das Band die Materialität der Fotografie, aus der sich wiederum die Authentizität des Fotos garantiert: Das vergilbte Papier wurde um das Bild herum sorgfältig mit einer Büttenschere beschnitten, die eine Risskante imitieren, und vortäuschen soll, es handele sich um handgeschöpftes Papier. Solche dekorativen Ränder waren Mitte des 20. Jahrhunderts beliebt um jedem einzelnen Bild der damals wachsenden Anzahl privater Fotos den Charakter von Hochwertigkeit zu verleihen. Heute sind sie außer Mode und gelten neben der gelblichen Verfärbung des Papiers und der damals üblichen Technik der Schwarz-Weiß-Fotografie als Beweis dafür, dass das abgebildete Foto ein Originalabzug ist.

Das rote Gummiband wurde wahrscheinlich als Störfaktor im Bild platziert, um das Original vor unerwünschter Vervielfältigung zu schützen. Immerhin sorgt es dafür, dass das Foto nicht einwandfrei oder unerlaubt reproduziert werden kann. Denn um es vervielfältigen zu können, müsste das Foto erst den Besitz wechseln. So behält das Band den Betrachter:innen auch die vollständige Version des Fotos vor. Das heißt, wer das Bild des Fotos betrachtet, soll die darin dargestellte Fotografie kaufen wollen. Es handelt sich nämlich um ein Produktbild des eBay-Angebots Nr. 304061039064 mit dem Titel Vintage DDR Foto schöne junge Frau im Bikini Badeanzug Ostsee Strand Erotik Nude (Abb. 3), das im Sommer 2021 von der Verkäuferin 27-faxen-27 aus Groß Krankow in Mecklenburg-Vorpommern auf der Online-Verkaufsplattform angeboten wurde.


eBay-Angebot Nr. 304061039064, Screenshot der Verfasserin, 21.07.2021

Abbildung 3: eBay-Angebot Nr. 304061039064, Screenshot der Verfasserin, 21.07.2021.


Eine bildtheoretische Betrachtung dieser drei Bildebenen – des originalen Schwarz-Weiß-Fotos, der Produktbilder dieses Fotos und der Einbindung dieser Produktbilder in die Benutzeroberfläche der Verkaufsplattform – kann entschlüsseln, wie die Fotografie materialisiert und die abgebildeten Personen sexualisiert werden, um das Bild zu verkaufen.

Das Strandfoto als authentisches „Foto-Objekt“

Das zweite Produktbild auf eBay soll verifizieren, dass es sich um einen Originalabzug aus der DDR handelt (Abb. 4), indem es einen blauen Stempel auf der Rückseite des Fotos zeigt, auf dem „Central Foto, Reg. Nr. 34|1, Berlin C2“ steht. Demnach ist es sehr wahrscheinlich, dass die Fotografie vor 1964 in einem Studio namens Central Foto in Ostberlin entwickelt wurde, bevor dort neue Postleitzahlen eingeführt wurden und C2 nicht länger den Stadtteil Mitte kennzeichnete. Dass das Bild von der „junge[n] Frau im Bikini Badeanzug“ am Strand der mecklenburgischen Ostsee aufgenommen wurde, lässt sich aus mehreren Hinweisen schließen. Zunächst sind an der oberen Bildkante regionaltypische Buhnen zu erkennen (Abb. 1). Dann befand sich das Bild zum Zeitpunkt des Verkaufs in der Region (Abb. 3). Und schließlich zählte das Binnenmeer zu den beliebtesten Sommerreisezielen der DDR-Bürger:innen, wie Berichte von Zeitzeug:innen und zahlreiche private Urlaubsfotos aus Ostdeutschland rekonstruieren.3 Die Rückseite trägt auch einen Hinweis auf den Gebrauch des Fotos (Abb. 4): Ein Papierabrieb neben dem Stempel suggeriert, dass es zwischenzeitlich in einem Album geklebt haben könnte. Dies wiederum lässt vermuten, dass weitere Bilder aus diesem Urlaub existieren und dass ein Fotoalbum aufklären könnte, ob die Abgebildeten Teil der Reisegruppe waren, ob die fotografierende Person ein fremdes Paar abgelichtet hat, an welchem Strand die Personen liegen oder wann das Foto mit welcher Kamera geschossen wurde.


27-faxen-27, Produktfoto für das Angebot "Vintage DDR Foto schöne junge Frau im Bikini Badeanzug Ostsee Strand Erotik Nude" mit der eBay-Produktnummer 30406103906E, Juli 2021 (Rückseite)

Abbildung 4: 27-faxen-27, Produktfoto für das Angebot "Vintage DDR Foto schöne junge Frau im Bikini Badeanzug Ostsee Strand Erotik Nude" mit der eBay-Produktnummer 30406103906E, Juli 2021 (Rückseite).


So deutet die Materialität der Schwarz-Weiß-Fotografie, die beide Produktbilder betonen, darauf hin, dass es sich bei dem Strandfoto um ein veritables Foto-Objekt handelt.4 Indem das Material erkennbare Altersspuren trägt und über das Bild hinaus verso zusätzliche Informationen trägt, verweist es, so die Kunsthistorikerin Costanza Caraffa, auf die Einbindung des Fotos in gebrauchspraktische und soziokulturelle Prozesse,5 wie etwa die Urlaubsdokumentation oder das Anlegen von Fotoalben. Caraffa versucht, die Kontexte, aus denen Fotografien stammen, aus ihrer Materialität, also aus ihnen als physischen, taktilen Objekten herzuleiten und in ihren Analysen zu berücksichtigen. Als Leiterin des Fotoarchivs des Kunsthistorischen Instituts in Florenz hat Caraffa häufig mit Dias und Archivfotos zu tun, die auf Pappen fixiert sind oder die Notizen der Forscher:innen enthalten, welche über viele Jahre hinweg mit ihnen arbeiteten. Deshalb liegt es für sie nahe, analoge Fotos als materielle Objekte zu begreifen, die Spuren ihrer eigenen Biografie enthalten und die als Akteure in sozialen und kulturellen Kontexten wirksam werden, wo sie potenziell neue Erkenntnisse ermöglichen. Deshalb schlägt sie vor, Foto-Objekte mit archivarischen, institutionellen und sozialen Praktiken in Verbindung zu bringen und sie ins Verhältnis zu anderen Objekten zu setzen. Dadurch, so Caraffa, würde das Foto-Objekt zu einem, das über seine fotografische Eigenschaft, etwas Da-Gewesenes abzubilden, hinausweist.6 Das heißt in diesem Fall: Das Strandfoto (Abb. 1) bildet einen Gegenstand ab, ist aber zugleich auch ein Gegenstand an sich. Und das digitale Produktbild (Abb. 2) stellt diesen Gegenstand (das analoge Foto-Objekt) so dar, dass er über seinen visuellen Inhalt (Strandfoto) hinausweist und in andere epistemologische Zusammenhänge eingebunden werden kann – etwa den, eine originale Privatfotografie aus der DDR zu sein. Laut Caraffa zeigt sich hiermit, dass Fotografien ein Doppelleben führen, als Bilder von Objekten und als eigenständige materielle Objekte zugleich.7


Die Wirkungsmechanismen des Produktbildes auf eBay

Das Produktbild des Fotos wird aber nicht nur auf einer analogen Materialebene wirksam, sondern auch im digitalen Kontext der Website von eBay. Dort präsentiert es das historische Strandfoto innerhalb der Benutzeroberfläche als Ware und lockt mit dessen authentischer Materialität als taktilem Versprechen, das eingelöst werde, sobald der Verkauf des Fotos vollzogen sei. Der Beitrag, den das Bild damit zum Verkauf des Foto-Objekts im virtuellen Raum des Online-Marktplatzes leistet, geht über die digitale Reproduktion des analogen Fotos hinaus. Durch seine dezidierte Betonung des Materials sorgt es dafür, dass es selbst nicht als leeres Zitat der Fotografie wahrgenommen wird, sondern diese verlockend reproduziert, sodass Käufer:innen dem Produkt möglichst kaum widerstehen können sollen. Diese Wirkung von Produktbildern hat Michele White als „eBay’s Visual Culture“ analysiert.8 Sie schreibt: „eBay advises members that producing and trusting legible images of listed objects is an essential part of the interface. [eBay] argues that buyers like to ‘see what they are buying’ and sellers should therefore provide pictures that are ‘clear, focused, uncluttered, and as close a representation of your item as possible.’”9 Kurzum: Es fragt sich nicht nur, was diese Produktfotos verkaufen, sondern auch wie. White zufolge beruht die Verwendung von Fotos zur Darstellung der angebotenen Produkte nämlich auf der Überzeugung, die Fotografie liefere eine direkte und objektive, da technisch reproduzierte Darstellung eines Gegenstandes. Diese Fähigkeit, etwas Da-Gewesenes abzubilden, haben die Fotografietheoretiker:innen Roland Barthes und Susan Sontag, als „Spur, etwas wie eine Schablone des Wirklichen, wie ein Fußabdruck oder eine Totenmaske“10 bezeichnet und damit den Authentizitätsanspruch der Fotografie auf den Punkt gebracht.

Dieser wird aber von den eBay-Verkäufer:innen direkt wieder eingehegt. Aus Angst, die Repliken eines Objekts könnten dessen Reproduzierbarkeit überstrapazieren und die Kauflust der Interessent:innen eher mindern als steigern, hielten sie es für notwendig, ihre Kund:innen zu „larger investments in the authenticity of the material world“11 zu motivieren. Deshalb gehe die Verwendung von Fotografien als realistischen Darstellungen von Objekten auf eBay mit dem Bedürfnis einher, ihre Unvollständigkeit und Fehlerhaftigkeit zu betonen. Das kann durch die Darstellung des abgewetzten Materials der Strandfotografie geschehen, die deren Historizität zum Kaufargument macht, oder, wie es für neuwertige Produkte üblicher ist, anhand eines Kommentars in der Produktbeschreibung, das Bild könne das Produkt gar nicht adäquat darstellen. Dieser Satz lautet in der Beschreibung des Strandfotos: „im original schärfer“ (Abb. 3). Er soll unterstreichen, dass das Produktbild, obwohl es selbst ein Foto ist, die analoge Fotografie nicht vollumfänglich (also in ihrer ‚echten‘ Bildauflösung) wiedergeben kann. Er suggeriert außerdem, dass das Schwarz-Weiß-Foto mehr zu bieten hat, als das Produktbild imstande ist wiederzugeben – eine Suggestion, die eine Brücke zwischen analog und digital schlägt. Mit Blick auf die Maße des Bildes erfüllt sich dieses Schärfe-Versprechen allerdings nur, wenn das Bild unter einer Lupe betrachtet wird. Darum lässt sich mutmaßen, dass mit dem Satz „im original schärfer“ auch eine erotische Interpretation des Bildes angedeutet werden soll. Schließlich knüpft der Satz an Whites Beobachtung an, viele Produktbilder und -beschreibungen auf eBay suggerierten, „that objects have a greater value then representations imply and individuals can only fully experience things by buying, touching, wearing, and living with them.“12 Das spielt auf eine Objekt- und Körperhaftigkeit der Fotografie an,13deren Reiz nicht nur aus ihrer Materialität und Technik rührt, sondern auch aus einer erotisierten Wahrnehmung dessen, was sie darstellt.

Um den Bildinhalt dieses nunmehr als körperlich begriffenen Foto-Objekts für Betrachtende in einen erregenden Kaufanreiz umzuwandeln, wird das Privatfoto anonymisiert.  Dazu dient unter anderem das Schlagwort „DDR“ im Angebotstitel. Es bezeichnet einen historischen Zeitabschnitt, der es den Verkäufer:innen ermöglicht, private Nacktfotografien als geschichtliche Dokumente, Ansichtskarten oder Nachlassgut auszuweisen: „weitere ak aus diesem nachlass beachten.“ Damit wird die Fotografie aus dem privaten Kontext in einen historischen überführt. Wie auf einem Flohmarkt können die Urheber:innen und Abgebildeten nun nicht mehr identifiziert werden. Der Bezug zum Privaten, der dem Foto einst Bedeutung verlieh, geht verloren, und das Bild wird entprivatisiert. Um diesen Vorgang abzuschließen, erwähnt die Verkäuferin, das Foto stamme aus einem Nachlass. Diese Mitteilung über den Tod der Eigentümer:innen kappt etwaige persönliche Bildrechte an der Fotografie, löst sie aus dem privaten Kontext und macht sie für jene neuen Deutungszusammenhänge verfügbar, die durch die Beschreibung und durch ein weiteres Produktbild aktiviert werden, und die zum Verkauf des Fotos führen sollen. Bemerkenswerterweise kündigt schon das Gummiband an, um welche neuen Zusammenhänge es sich dabei handelt: Es schlängelt sich über die nackten Beine der Frau, wobei in der Bildvorschau als drittes Produktbild ein Detail erscheint, das nur die Frau ohne das Gummiband zeigt, während im Text darunter steht: „‘brust oder keule?‘ – für bein liebhaber.“


Zur Sexualisierung der dargestellten weiblichen Person

Das dritte Produktbild, der Titel und die Beschreibung des eBay-Angebots sexualisieren das Strandfoto explizit mit Bezug auf die weiblich gelesene Person. Getreu dem Motto ‚Sex sells‘ affizieren sie eine erotische, lustvolle Erregung, die dazu führen soll, das Foto beziehungsweise die Frau zu begehren und es zu kaufen. Zwar zeigt das Foto neben der jungen Frau im Badeanzug am Ostseestrand auch einen Mann rechts im Bild (Abb. 1), aber das dritte Produktbild suggeriert, dass die Schlagworte „schön“, „Erotik“ und „Nude“ sowie der Spruch „Brust oder Keule?“ dezidiert die weiblich gelesene Person meinen. Der Satz „Brust oder Keule?“ fragt beim Essen von Geflügel danach, welches Stück ein Gast gerne hätte. Er könnte sich auch auf die männlich gelesene Person beziehen, deren nackte Brust und Beine auf der Fotografie auch gut sichtbar sind, meint hier aber, so vermittelt der Bildausschnitt, die Frau. Salopp fragt der Satz die erotischen Präferenzen der Käufer:innen ab, die sich angeblich aufteilen in jene, die eine erotische Vorliebe für Busen und jene, die eine für Hintern haben. Deshalb meint die Beschreibung, sei das Strandfoto etwas für „Bein-Liebhaber.“

Diese Sexualisierung bettet die Schwarz-Weiß-Fotografie in den Kontext einer speziellen Angebotsgruppe auf eBay, die aus dem Zusammenspiel der hohen Nachfrage an erotischen und pornografischen Amateurbildern im Internet mit sexualisierten Stereotypen gegenüber ostdeutschen Personen mit den Richtlinien der Verkaufsplattform resultiert. Denn obwohl eBay Angebote „nicht jugendfreier Zeitschriften, FKK-Veröffentlichungen oder Veröffentlichungen mit sexuell explizitem Inhalt, Nacktbildern oder sexuellen Geschichten, Angebote, die Nacktbilder enthalten (abgesehen von künstlerischen Akten)“14 untersagt, werden diese dort zahlreich verkauft. Und erstaunlicherweise liefert bereits die Suche nach „DDR Foto“ relativ viele Angebote analoger Privatfotos nackter Frauen im Urlaub, in der Natur oder in privaten Wohnräumen, die mit Schlagworten wie „DDR“, „Vintage“, „Original“, „Foto“, „Akt“, „jung“, „schön“, „Frau“, „Erotik“, „FKK“, „Ostsee“, „Strand“, „Nude“, „Nackt“ und mit dem Jahrzehnt der Aufnahme beworben werden.15 So gut wie alle dieser Bilder sind expliziter als das Strandfoto und zeigen nackte Frauen, die mehr oder weniger unbeholfen zu Hause oder draußen posieren (Abb. 5).

Abbildung 6: Ergebnisse der Suche nach "DDR Foto Erotik" auf eBay, Screenshot der Verfasserin vom 21.07.2021. Zum Schutz der Persönlichkeitsrechte der Abgebildeten wurden die Gesichter nachträglich verpixelt

Abbildung 5: Ergebnisse der Suche nach "DDR Foto Erotik" auf eBay, Screenshot der Verfasserin vom 21.07.2021. Zum Schutz der Persönlichkeitsrechte der Abgebildeten wurden die Gesichter nachträglich verpixelt.


Das Strandfoto sticht aus dieser Gruppe von Angeboten heraus, weil es nachträglich sexualisiert wird und keine völlig entblößten Personen zeigt. Dennoch verweist es ebenso wie die anderen Fotos darauf, wie beliebt das Klischee von der freizügigen ostdeutschen Frau am Ostseestrand als einem erotischen Sinnbild von Authentizität und Natürlichkeit auf dem Nacktbildermarkt von eBay ist, und dass es für Fotos, die diesen Stereotyp glaubhaft vermitteln, zahlungswillige Käufer:innen gibt. Wesentlich dafür ist eine Gleichsetzung von Weiblichkeit und Natürlichkeit. Sie ist zwar kein DDR-spezifisches Phänomen, entfaltet in diesem Fall aber besondere Wirkmacht. Denn die Analogie von Weiblichkeit mit Natur und Naturverbundenheit hat, wie die Kunsthistorikerin Silke Wenk betont, eine kulturgeschichtliche Tradition, die beide, Weiblichkeit und Natürlichkeit, dem männlichen Geschlecht unterordnet.16 Wenk erforscht Weiblichkeit als mythologische Dimension der Kultur, „die sich sowohl in schriftsprachlichen Texten als auch in Bildern artikuliert und sie verbindet.“17 Dass sie Weiblichkeit als über Bilder in den Alltag wirkenden Mythos untersucht, regt an, zu klären, ob die auf eBay angebotenen Nacktbilder Visualisierungen dieses mythisch Weiblichen als „Funktion[en] und Form[en] der Sicherung von Dominanzverhältnissen“ sind, die „keineswegs fern von uns und unseren Wünschen und Begehren“ liegen.18

Dagegen spricht zunächst, dass die Verkäuferin des Strandfotos eine weibliche Person ist,19 und die stereotype Sexualisierung nackter weiblicher Personen aus Ostdeutschland demnach nicht ausschließlich auf einer binär-geschlechtlichen Dominanz des männlichen Blicks auf das weibliche Angesehen-Werden beruht.20 Da sämtliche Angebote auf eBay anonym eingestellt werden, bleibt allerdings offen, ob es sich um eine Ausnahme von der Regel handelt und die Nacktfotos doch mehrheitlich von Männern verkauft werden. Es lässt sich nämlich feststellen, dass die Angebotsgruppe dieser Bilder ausschließlich Darstellungen von Frauen umfasst, und dass deren Verkäufer:innen die Freikörperkultur des Nacktbadens unter der irrigen Annahme, sie sei typisch ostdeutsch, fälschlicherweise sexuell aufladen.21 Denn das Baden ohne Bekleidung ist für Naturist:innen eine geschlechtsunspezifische und nicht-sexuelle Betätigung, die mit körperlichem Wohlbefinden und dem Ausdruck von physischer wie geistiger Freiheit und Offenheit einhergeht.22 Die Ursache für diese Fehldeutung des Nacktbadens als typisch ostdeutschem Phänomen liegt womöglich in der öffentlichen Präsenz mehrerer FKK-Proteste der 1950er Jahre gegen Nacktbade-Verbote der DDR an den Ostseestränden in Ahrenshoop und Prerow auf der mecklenburgischen Halbinsel Fischland-Darß-Zingst. Intellektuelle und Künstler:innen badeten dort bereits in den 1930er Jahren nackt und setzten diese Tradition nach dem Zweiten Weltkrieg fort. Dies und die aufkeimende Beliebtheit sogenannter Neptunfeste, deren nackte Teilnehmer:innen kostümiert tanzten, alarmierte die SED, die daraufhin 1954 Nacktbadeverbote erließ. Laut dem Kulturhistoriker Lutz Thormann argumentierten die Demonstrant:innen gegen das Nacktbadeverbot mit der angeblich antikapitalistischen Gesinnung der FKK, um die Sympathie des Regimes zu gewinnen, für das der Kultusminister Johannes Becher als Freund der Züchtigkeit und entschiedener Gegner der FKK auftrat.23 Die FKK in der DDR wurde so zu einem öffentlich debattierten Politikum, das bundesweit Aufmerksamkeit erzeugte und im Spiegel wiederholt als ostdeutsches Phänomen besprochen wurde.24 Daraus mag eine zeitgeschichtliche Stereotypisierung des Nacktbadens resultieren, die dieses gegen Spießigkeit abgrenzt und mit Weltoffenheit, Aufgeschlossenheit, Gelassenheit und ideeller wie sexueller Liberalisierung in Verbindung bringt. Schlagwortartig verkürzt werden diese Zuschreibungen auf die nackten Frauen in den Fotografien übertragen, sodass diese als offenherzige und einvernehmliche Darstellungen des mythisch Weiblichen in Form von natürlicher Nacktheit interpretiert werden und Fantasien wecken können, die sich imaginativ sexuell ausfüllen lassen und tatsächlich „keineswegs fern von uns und unseren Wünschen und Begehren“ liegen.25

Vom Foto-Objekt zum ‚Objekt der Begierde‘

So wie die Historisierung der Fotografien als DDR-Nachlassdokumente es ermöglicht, die privaten Nacktbilder zu verkaufen, trägt auch die Verschlagwortung als „künstlerischer Akt“ und „Kunstwerk“ dazu bei, dass eBay die „Angebote, die Nacktbilder enthalten (abgesehen von künstlerischen Akten)“26 nicht sperrt. Die Abgrenzung zwischen einem Akt, dessen Verkauf eBay gestattet, und einem Nacktfoto, dessen Verkauf es verbietet, ist vor allem deshalb schwierig, weil eBay Nacktfotos, Erotika und Pornografie nicht unterscheidet, sondern als „sexuelle Inhalte“ zusammenfasst. Die angebotenen Fotografien sind nie pornografisch explizit, sondern meist Ganzkörperporträts weiblicher Personen, welche zwar die primären und sekundären Geschlechtsmerkmale, aber keine Geschlechtsakte abbilden. Um die Identität der abgebildeten Personen zu schützen, den Originalitätswert der Fotografie zu wahren und die Gefahr, gelöscht zu werden, zu umgehen, verdecken die Verkäufer:innen die Gesichter oder die Geschlechtsmerkmale der Frauen häufig mit Alltagsgegenständen (Abb. 5). Ein Vergleich dieser Bilder mit dem Strandfoto verdeutlicht, dass das Erlebnis lustvoller Fantasien hier noch mehr als in den übrigen Angeboten auf Imagination basiert. Deshalb gilt es näher zu erkunden, wie Produkttitel wie „Vintage DDR Foto schöne junge Frau im Bikini Badeanzug Ostsee Strand Erotik Nude“ und die Bildwirkung der Produktfotos diese Sexualisierung des Privatfotos entfachen.

Die eBay-Angebote offerieren das Versprechen einer erotischen Begegnung mit der Frau als sexualisiertem Objekt der Begierde, indem sie das Foto zum Objekt der Begierde machen. Das heißt, ebenso wie die Fotos die Frauen als Objekte abbilden, bilden die Produktbilder das Foto als Objekt ab. Dabei treten beide, die Frau und das Foto, als Gegenstand bzw. als Objekt (als Ziel des Denkens und Handelns oder als Sache von besonderem Interesse) bildlich mit den Betrachtenden in Resonanz und werden als pseudolebendige Gegenüber wahrgenommen. Ihr „Gestus [des] Entgegenkommen[s] in Form dessen, was den Betrachter erregt, erhöht, verstört und steuert, findet im lateinischen Ursprung des ‚Objekts‘, dem objectum, seine Entsprechung,“ wobei „das geformte und gestaltete Naturding […] das Produkt des ob-jicere, des Gegen-Werfens“ ist.27 Nämlich „ein Gegenstand, der das Auge ergreift“28 und der kommerzielle oder erotische Begehren weckt – sei es aufgrund seiner materiell verbürgten Authentizität als Produkt-Objekt oder einer sexuell konnotierten Nacktheit als Lust-Objekt.

Dazu teilen die Nacktfotografien und die Produktbilder das Versprechen von Echtheit, das sich einerseits in der Stereotypisierung der naturliebenden, freizügigen ostdeutschen Frau mit gesundem Körperbild artikuliert, die weder charakterlich noch gedanklich eingebildet ist und den Betrachtenden auch materiell authentisch gegenübertritt: auf Papier-Fotografien aus DDR-Zeiten, die in die Hand genommen und berührt werden können. Das Genre der privaten Nacktfotografie verbindet diese beiden Ebenen der Begegnung mit dem Original besonders überzeugend. Aus ihnen treten die Frauen den Betrachtenden in einem privaten Augenblick besonders intim entgegen: unverblümt und unverstellt, mit einer sich aus ihren Posen vermittelnden Unbeholfenheit und einer sich aus ihrer Nacktheit vermittelnden körperlichen Unbefangenheit. Die Fantasien von erotischen Begegnungen mit diesen ‚durchschnittlichen‘ Frauen konsolidieren sich in entsprechend ‚durchschnittlichen‘ Bildern: den Aktaufnahmen privater Amateur:innen, die den actus, den lebendigen, sich bewegenden menschlichen Körper, festhalten.29

Damit diese fantasievolle Begegnung als visuelles Erlebnis aus einer emotional und sensuell erlebten Bildwirkung hervorgehen kann, muss davon ausgegangen werden, dass das Bild und der Körper irgendwie miteinander verbunden sind. Der Kunsthistoriker Horst Bredekamp hat diesen Effekt als substitutiven Bildakt beschrieben, der auf das Fühlen, Denken und Handeln der Betrachtenden einwirkt, indem er Bild und Körper als austauschbar begreift.30 Diesen begründet er semiotisch mit der fotografischen Indexikalität, die Barthes, Sontag und Caraffa, als Fähigkeit der Fotografie etwas Da-Gewesenes abzubilden, beschreiben. Der Indexikalität zufolge ist das fotografische Bild direkt und kausal mit dem fotografierten Objekt verbunden, weil dessen Lichtabdruck, gleich einer Berührung, auf den Film gebannt wurde. Die vom menschlichen Körper reflektierten Lichtstrahlen drücken sich auf der Oberfläche des fotografischen Films ab und erzeugen dabei ein Bild, das fortan als unmittelbare Spur das Da-Gewesen-Sein eines Gegenstandes in einem bestimmten Moment beweist. Deshalb gelten, so Bredekamp, Fotos als unverstellte Selbstrepräsentationen von Objekten, welche die Wirklichkeit materiell verkörpern,31 gerade so, als wechsele die Materialität eines Gegenstandes von der organischen Oberfläche in die des Bildes über.32 Diese Überlegungen zur Indexikalität, merkt Bredekamp an, gehen durchaus mythisierend von einem „magischen Realbezug“33 zwischen dem Gegenstand und der Fotografie aus und schüren die Vorstellung davon, dass es sich bei Fotografien um wahre Bilder handele, in denen der fotografierte Körper vollgültig vorhanden sei, „obwohl er nicht länger aus lebendigem Stoff besteht.“34

Vor diesem Hintergrund werden die Bilder der nackten Frauen als besonders echte Bilder wahrgenommen. Die Schwarz-Weiß-Fotografie vermittelt glaubhaft, dass der Mittagsschlaf am Strand echt stattgefunden hat und dass die beiden Personen echt vor der Linse lagen, und das Produktbild vermittelt glaubhaft, dass das Strandfoto dies glaubhaft vermitteln kann, schließlich handelt es sich um das Foto einer echten historischen Papierfotografie. So werden die magischen und mythischen Vorstellungen von Indexikalität und Authentizität auf eine Weise miteinander verknüpft, die aus drei Bildebenen des Strandfotos herausgearbeitet wurde: Die abgebildeten Frauen werden durch amateurhafte Privatfotograf:innen als ‚besondere‘ unter den ‚normalen‘ hervorgehoben und fotografisch objektiviert. Einen ähnlichen Prozess setzt das Produktfoto auf der eBay-Website für das Foto in Gang. So verkörpern die nackten ostdeutschen Frauen die mythologische Weiblichkeit einer unverstellten Natürlichkeit, deren Echtheit die Fotografie auf technische Weise, das Foto-Objekt auf materielle Weise und das DDR-Stereotyp auf sexuelle Weise vermitteln.


Marie Egger studiert Kunstgeschichte im globalen Kontext mit dem Schwerpunkt Europa und Amerika an der Freien Universität Berlin. Ihre Forschungsinteressen liegen auf Strategien des Humoristischen in der Kunst- und Bildgeschichte seit dem Kalten Krieg sowie auf institutionellen und künstlerischen Praktiken des Archivierens. Ihren B.A. absolvierte sie in Kulturwissenschaften und Kunst- und Bildgeschichte an der Humboldt-Universität zu Berlin mit einer Arbeit zu Motiven moderner Großstadtflânerie. Danach schloss sie einen M.A. in Kultur- und Medienmanagement an der Freien Universität Berlin mit einer raumtheoretischen Untersuchung zeitgenössischer Biennalen ab. Egger war Mitglied der kuratorischen Teams der Marrakech Biennale (2012), der Biennial of the Americas in Denver, Colorado (2013) und der Moskau Biennale (2015) sowie der Kunsthalle Wien (2014–2015). 2016 erhielt sie ein Stipendium des Witte de With Center for Contemporary Art (heute Kunstinstituut Melly) in Rotterdam, wo sie ein kuratorisches Forschungsprojekt zum Archiv der Institution realisierte.




1 Vgl. Sandra Starke, Fenster und Spiegel: Private Fotografie zwischen Norm und Individualität, in: Historische Anthropologie, Jg. 19, Nr. 3 (Köln: Böhlau Verlag, 2011), 447–474.
2 Vgl. Pierre Bourdieu (Hg.), Eine illegitime Kunst: Die sozialen Gebrauchsweisen der Photographie (Frankfurt a. M: Europäische Verlagsanstalt, 1981), 39.
3 Basierend auf Recherchen für das Seminar „Private Fotografie in Ostdeutschland“ an der Humboldt-Universität zu Berlin bei Dr. Katja Müller-Helle und Dr. Friedrich Tietjen zur Vorbereitung der Ausstellung „Private Fotografie in Ostdeutschland 1980 – 2000“ in den Reinbeckhallen, Berlin, November 2021 – Januar 2022.
4
Vgl. dazu das Forschungsprojekt „Foto-Objekte – Fotografien als (Forschungs-)Objekte in Archäologie, Ethnologie und Kunstgeschichte“ am Kunsthistorischen Institut, Max-Planck-Institut, Florenz (2015-2018) und die zugehörige Publikation: Julia Bärnighausen et al. (Hg.), Photo-Objects. On the Materiality of Photographs and Photo Archives (Berlin: Edition Open Access, 2019).
5 Vgl. Costanza Caraffa, „Photographic itineraries in time and space. Photographs as material objects,“ in: Gil Pasternak (Hg.), The handbook of photography studies(London, New York: Bloomsbury Publishing, 2020), 79–96, 81. Mit Bezug auf Bourdieu argumentiert Caraffa hier für einen soziologischen Zugang zu Foto-Objekten, laut dem soziale Praxen Objektwelten („world of objects“) entwickelten, die aus dem Verhalten von Menschen gegenüber ihren Alltagsgegenständen („habitus“) resultieren. Vgl. dazu Bourdieu, Eine illegitime Kunst, 81.
6 Vgl. Caraffa, „Objects of Value: Challenging Hierarchies in the Photo Archive,“ in: Julia Bärnighausen et al. (Hg.), Photo-Objects, 11–32, 15.
7 Vgl. ebd., 17.
8 Vgl. Michele White, Buy It Now: Lessons from eBay (Durham: Duke University Press, 2012), 13–17.
9 Ebd., 14.
10 Susan Sontag, Über Fotografie (Frankfurt a. M.: Fischer, 1977), 147; Vgl. dazu Roland Barthes, Die helle Kammer: Bemerkungen zur Photographie (Frankfurt a. M.: Suhrkamp, 1985).
11 White, Buy It Now, 16.
12 Ebd.
13 Vgl. Barthes, Die helle Kammer, 12 und 16.
14 “Grundsatz zu Angeboten mit sexuellem Inhalt”, Ebay Kundenservice, https://www.ebay.de/help/policies/prohibited-restricted-items/adult-items-policy?id=4278 (zuletzt aufgerufen 11.08.2021).
15 Die ersten 100 von 2.575 Ergebnissen einer Suche nach „DDR Foto“ auf Ebay enthalten 43 Nacktfotos. Zum Vergleich: Die ersten 100 von 3.221 Ergebnissen einer Suche nach „BRD Foto“ auf Ebay enthalten kein Nacktfoto. (Stand 13.08.2021)
16 Vgl. Kathrin Hoffmann-Curtius und Silke Wenk (Hg.), Mythen von Autorschaft und Weiblichkeit im 20. Jahrhundert (Marburg: Jonas-Verlag, 1997), 15; Vgl. auch Barbara Paul, „Kunstgeschichte, Feminismus und Gender Studies,“ in: Hans Belting et al. (Hg.), Kunstgeschichte: Eine Einführung (Berlin: Reimer, 2003), 297–336.
17 Hoffmann-Curtius und Wenk, Mythen von Autorschaft und Weiblichkeit im 20. Jahrhundert, 17.
18 Vgl. ebd.
19 Dies ist mir bekannt, weil ich das Foto zu Recherchezwecken gekauft habe.
20 Zu solchen „Blickregimen“ vgl. Kaja Silverman, „Dem Blickregime begegnen,“ in: Christian Kravagna (Hg.), Privileg Blick. Kritik der visuellen Kultur (Berlin: Id-Verlag, 1997), 41–64.
21 Bezogen auf den Zeitraum der Recherchen von Juni bis August 2021.
22 Vgl. Jacqueline Schoemaker Holmes, “Bare bodies, beaches, and boundaries: Abjected outsiders and rearticulation at the nude beach,” in: Sexuality and Culture 10/4, 2006, 29–53, http://link.springer.com/10.1007/s12119-006-1025-1 (letzter Zugriff am 25.8.2021).
23 Vgl. Lutz Thormann, „‚Schont die Nation!‘ Die DDR-Freikörperkultur in den Jahren 1949-1956,“ in: Ulrike Häusser und Marcus Merkel (Hg.), Vergnügen in der DDR (Berlin: Panama-Verlag, 2009), 385–404.
24 Vgl. ebd.; Vgl. „Kamerun an der Ostsee,“ in: Der Spiegel, 1954, https://www.spiegel.de/politik/kamerun-an-der-ostsee-a-1af3b806-0002-0001-0000-000028957366 (letzter Zugriff 12.8.2021); Vgl. „Nackter Widerstand,“ in: Der Spiegel, 1995, https://www.spiegel.de/politik/nackter-widerstand-a-d8c9166c-0002-0001-0000-000009200795 (letzter Zugriff 12.8.2021); Vgl. Solveig Grothe, „Aufstand der Nackten,“ in: Der Spiegel, 2008, https://www.spiegel.de/geschichte/fkk-in-der-ddr-aufstand-der-nackten-a-947073.html (letzter Zugriff  12.8.2021).
25 Wie hier der Anspruch ist, eBay von diesen Stereotypisierungen zu befreien, zeigt Whites Studie der eBay-Verkaufsangebote von Hochzeitszubehör, von als „gay“ oder „lesbian“ markierter Wäsche und Vintage-Prints, sowie sogenannter „Black Americana“. Wie sie berechtigterweise betont, macht es die Aussicht, dass Technologien wie die von eBay und die durch sie trainierten Algorithmen künftig zu wichtigen Gestaltern des menschlichen Alltagslebens werden, notwendig, solche realgesellschaftlichen wie virtuellen „Internet settings“ kritisch zu analysieren und zu hinterfragen. Denn selbst wenn die Tatsache, dass überwiegend Nacktfotos von Frauenkörpern auf eBay verkauft werden, nicht notwendigerweise bedeutet, dass Männerkörper nie sexualisiert und objektifiziert werden, so gilt es dennoch, sich die empirische Schlagkraft des Phänomens im digitalen Zeitalter bewusst zu machen. Vgl. White, Buy It Now.
26 “Grundsatz zu Angeboten mit sexuellem Inhalt”, Ebay Kundenservice.   
27 Horst Bredekamp und Wolfgang Schäffner, „Material Agencies,“ in: Zeitschrift für Kunstgeschichte 83/3, 2020, 300–309, hier 301.
28 Ebd.
29 Kurt Karl Eberlein: “s.v. Akt,” in: Otto Schmitt (Hg.): Reallexikon zur deutschen Kunstgeschichte, Band 1, Stuttgart: Metzlersche Verlagsbuchhandlung 1937, 283-287.
30 Horst Bredekamp, Theorie des Bildakts (Frankfurt a. M.: Suhrkamp, 2010), 173. Für seine erhellenden und kritischen Hinweise zu diesem Text danke ich Horst Bredekamp herzlich.
31 Vgl. ebd., 188; Vgl. Barthes, Die helle Kammer, 12.
32 Vgl. Bredekamp, Theorie des Bildakts, 178; Vgl. Bourdieu, Eine illegitime Kunst, 85–88.
33 Bredekamp, Theorie des Bildakts, 190.
34 Ebd., 178.

Journal der Freien Universität Berlin

Berlin, 2024